Little Victories

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Nach einem knappen Jahrzehnt der regelmäßigen Veröffentlichungen und pausenlosen Touren gehört der kanadische Singer/Songwriter und Roots & Country Rocker LEEROY STAGGER wahrlich nicht mehr zu den Unbekannten innerhalb der weltweiten CanAmericana-Liebhaberszene. Besonders mit seinem letzten Werk Everything Is Real, gleichzeitig sein Debüt auf Blue Rose, gelang ihm der Durchbruch zu internationaler Anerkennung und der Einzug in die globalen Americana Charts. Little Victories ist bereits sein 6. Album unter eigener Regie. Es trägt zum ersten Mal auch den Namen seiner aktuellen Band und entspricht auf ganzer Linie einer würdigen, konsequenten Fortsetzung seiner musikalischen Vita.

Seit ein paar Jahren wohnt Leeroy Stagger in Lethbridge in der Provinz Alberta, südlich von Calgary mitten im kanadischen Hinterland gelegen. Sein Umzug aus der kulturellen Westcoast-Metropole Vancouver ging einher mit einer bewusst gewählten neuen Lebensweise, speziell dem Abschwören von Drogenkonsum jeder Art, besonders vom Alkohol. Hier findet er die erforderliche Ruhe und Muse für seine poetischen Texte, die sich wie selbstverständlich mit den Widrigkeiten, aber auch mit den Reizen des Alltags in all den Small Towns der weiten Prairie, und den nötigen Abstand zur Reflektion mit der eigenen, gar nicht so lange zurückliegenden Vergangenheit, beschäftigen.

"Everyone's fryin', everyone's stealin', everyone's lyin', everyone's dyin'..." - heißt es in der desolaten Story des Openers 'Everyone's On Drugs', auch die erste Single in seiner Heimat und quasi eine Abrechnung mit seinem früheren Leben in Fremdbestimmung und Abhängigkeit. Über einem markanten Riff entwickelt sich ein Balladenrocker der Extraklasse, der zum Mitsummen einladende Refrain gerät förmlich zu einer schonungslosen Antidrogenhymne. 'Long Way Home' verhandelt Einsamkeit, Fernweh und Liebesleid innerhalb von 4 Minuten, lässt aber am Ende doch noch eine Tür für bessere Zeiten offen - "...it's a long, long way to happiness". Beispielhaft für viele Leeroy Stagger-Songs: Da werden Depressionen gepflegt, der alltägliche Stumpfsinn beklagt, gescheiterten Beziehungen hinterher geblickt, von falschen Freunden erzählt, aber jetzt wird der Frust nicht mehr im Alkohol ertränkt, sondern mit einem geradlinigen, sinnerfüllten Leben fernab der Süchte besiegt - auch wenn man mitunter noch scheitert oder nur in kurzen Schritten vorankommt. Das sind dann die kleinen Erfolge des Lebens - 'Little Victories' fürwahr!

'Sit Around This House' greift ein weiteres beliebtes Stagger-Thema auf, "ich hasse diese Stadt, komme aber nicht weg, obwohl ich es immer wieder versuche". Ein zügig galoppierender Country/Folk Rocker mit akustischer Lead Guitar und Harmony Vocals von Gitarrist Kevin Kane sowie Pedal Steel von Veteran Bob Egan (Blue Rodeo, Freakwater, Sadies), der die bis hierhin etwas schwermütige Stimmung des Albums erheblich auflockert. 'Holy Water' bietet sumpfig-stampfenden Acoustic Roots Rock, der einer Südstaatentruppe zur Ehre gereichen würde. Hier kann die exzellent aufeinander eingespielte Band - allen voran Axeman Kevin Kane, dazu Bassist Tyson Maiko und Drummer Kyle Harmon - alle Register ziehen. Das erstaunlich Memphis-soulige, von Sessiongast Geoff Hillhorsts Orgel und der Einmann-Bläsersektion von Daniel Lapp (Carolyn Mark) unterstützte 'Good Things' ist ein echtes Herzblut-Duett mit der bekannten kanadischen Singer/Songwriter-Kollegin Romi Mayes. Kevin Kane beweist hier seine ganze Vielseitigkeit, indem er den Steve Cropper gibt.

Nach dem geradlinigen Heartland Rocker 'Waste Of Wedding' setzt sich Kane für 'Poor Little Rock Star' ans Klavier. Bei diesem später mit schwer dräuenden elektrischen Gitarren versetzten Track erinnert Leeroy Stagger - nicht zum ersten Mal - sehr an Ryan Adams. 'Way Down The Bottom' mit herb-schöner Pedal Steel von Studiogast Bob Egan ist langsamer Country Rock, auf den ein Gram Parsons stolz sein würde - wahrlich eine große Nummer! 'George's Blues' kommt im klassischen Texas Folk-Stil von Guy Clark und Townes Van Zandt, beginnt nur mit akustischer Gitarre zu Staggers Troubadour-Gesang und erfährt dann mit Mundharmonika und zweiter Gitarre etwas Prairieweite. Und zitiert nebenbei die bekannteste Songzeile von Kris Kristofferson. Stark im Kontrast dazu erleben wir danach lebendig rockenden CanAmericana-Stoff mit klarsten Bekenntnissen zur historischen Musik von The Band und Blue Rodeo. Kevin Kane spielt dazu perfekte Fills auf seiner Elektrischen, um dann im richtigen Moment das finale Solo von der Leine zu lassen! Gar als Steigerung folgt 'She Will Be Received', bei dem die Wildflowers völlig befreit von allen Songvorgaben einfach nur lustvoll abrocken, bevor der Boss mit 'I Believe In Love' seine persönliche "Do/Don't Do"-Liste abarbeitet, dabei angelegentlich Einblicke in seine bodenständige Sicht der Dinge bietet und - Achtung: Seltenheitswert! - regelrecht freundlich in die Zukunft blickt: "I don't believe in a world of war/ I don't believe we are born to hate/ I don't believe that the church is justice..., I believe in the power of people/ I believe that we all should be free/ I believe in love..."!!

Allerdings wäre Stagger nicht authentisch, entließe er uns mit solch einer Perspektive. So setzt er zum Schluss mit 'Love Will Let You Down' eine sehr getragene, melancholische Marke. Ein Lied mit viel Klavier, sentimentalem, wehmütigem Gesang, "sing-a-long"-Refrain und großem Streicherpathos, fast ein Gegenentwurf zu 'All You Need Is Love', eher ein 'Only Love Can Break Your Heart'; ja, in der Tat: Die Beatles grüßen Neil Young, nichts weniger! Welch ein starker Abgang von Leeroy Stagger & The Wildflowers nach 13 Tracks in einer knappen Stunde!

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Dream It All Away CD € 2.50* Info

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Little Victories
STAGGER, LEEROY
Little Victories
CD
BLU DP0520
€ 4.90*
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1. Everyone's On Drugs
2. Long Way Home
3. Sit Around This House
4. Holy Water
5. Good Things
6. Waste Of A Wedding
7. Poor Little Rock Star
8. Way Down The Bottom
9. George's Blues
10. Hard Town
11. She Will Be Received
12. I Believe In Love
13. Love Will Let You Down