BURROUGHS, CHRIS

BURROUGHS, CHRIS

Dies sollte eigentlich eine Autobiographie sein. Ich bin es etwas leid, zu jeder neuen Platte und Tour in Europa die gleichen Dinge über mich lesen zu müssen - geboren in New Jersey, lebe in Arizona, Freund von Chris Cacavas, liebe das Reisen. All diese Sachen. Eine Aufzählung von wenig interesannten Dingen, die in den letzten zwei Jahren geschehen sind. Professionelle Biographen versuchen natürlich, immer alles in meinem Leben etwas größer, wichtiger und dramatischer darzustellen als es war. Well, sie haben es dennoch versucht.

Es wird mir ganz anders, wenn eine Bio anfängt wie etwa "Die Städte im weiten amerikanischen Westen sind heiß, staubig und gewalttätig. Aus diesen von Menschen wimmelnden grässlichen Löchern kommt ab und zu großartiger rock and roll..." Ich habe diesen Mist genau so gelesen wie ihr. Ich meine, was soll's, wir sind Musiker und nicht der Lone Ranger oder Ernest Hemingway.

Ich führe ein großartiges Leben, versteht mich nicht falsch. Es ist niemals langweilig, ich mache viele interessante Dinge, die meinem Temperament entsprechen. Viele erstaunliche Sachen sind mit mir geschehen, und viele weise Leute haben meine Wege gekreuzt und lehrten mich das eine oder andere. Ich mache das, was ich will und wann ich will. Es gibt nichts besseres.

Aber eine Liste voller Taten, groß oder klein, ist immer noch nur eine Liste. Ich halte es weiterhin mit sachdienlicher Information, akzeptiere die Vergangenheit nur, wenn es mit der Gegenwart zu tun hat. Die Spreu vom Weizen trennen. So entschloss ich mich, dies nun selbst zu schreiben und die Konsequenzen zu tragen. Was für mich total normal ist - Dinge selbst zu tun. Und wenn's schiefgeht - was soll's? Ich muss niemanden dafür zur Rechenschaft ziehen. Und ist es wirklich wichtig, wo ich aufgewachsen bin und in welchen Bands ich in den 80er Jahren gespielt habe?

Genug dazu, nun zur Gegenwart. Ich habe ein neues Album auf Blue Rose Records. Es hat den Titel Loose. Ich habe dieses Album mit einer anderen Einstellung als bei den vorherigen aufgenommen. Dies ist ein Bandalbum, nicht ein Songalbum. Da gibt es einen Unterschied. Das Album sollte so klingen wie wir auch live sind, da es dieselben Musiker sowohl bei den Aufnahmen wie bei den Konzerten sind, etwas kantig und roh, aber mit viel Gefühl. Keine Special Guests, keine Tricks. Zwei Mikrofone fürs Schlagzeug, auf dem Gesang liegt die ganze Zeit über der Hauptaugenmerk, und all die rauhen Kanten bleiben erhalten. Es gibt einen Solotrack und zwei nur mit mir und David, aber es ist dennoch ein Bandalbum.

Auf einem Songalbum denkst du viel, manchmal zu viel. Wenn du anfängst zu überlegen, ob es Sinn macht, einige Streicher im Mittelteil des Songs einzubauen, dann weißt du, dass du ein Songalbum machst. Und zuviel zu überlegen. Dies war der Unterschied. Wir haben nicht einmal Demos angehört, wir haben einfach aufgenommen, wann wir die Zeit dazu hatten.

Mir hat es gefallen, wie meine Band auf der letzten Tour gerockt hat. Sogar wenn wir akustische Sets gespielt haben, die Kick Drum im Bus ließen und nur Joe's rechter Fuß "abgenommen" wurde, es war das gewisse Etwas da. Die Jungs, mit denen ich spiele, hauchen neues Leben in alte Stücke, Nacht für Nacht, unter äußerst schwierigen Umständen - der Diebstahl unserer Ausrüstung in Brüssel, ein Orkan, halbautomatische Pistolen und 9 Fans in Potsdam gehörten zu den Tour-Highlights. Über die schlechten Erlebnisse kann ich nicht reden, ich glaube, da sind noch diverse Rechtsanwälte im Spiel. Als die Band ohne mich wieder nach Hause flog (ich fuhr weiter nach Rom, um dort zu heiraten), nannte es David Slutes von den Sand Rubies die Donner Party-Tour (benannt nach einer Gruppe von Siedlern, die Ende des 19. Jahrhunderts Richtung Kalifornien zog. In den Bergen der Sierra Nevada steckten sie wegen schlechter Witterung monatelang fest und mussten das Fleisch von ihren Toten essen, um zu überleben). Edgar von Blue Rose nannte mich Darwin - der Fitteste überlebt. Aber wir spielten jede Nacht härter und besser. Ich denke, das war genau der Punkt - mit einem Achselzucken ablegen und weitermachen.

David Herbert spielt Bass und Joe Pena spielt Schlagzeug auf Loose und auf Tour. David ist der erfahrenste Bassist und bestgehütetstes Geheimnis in Tucson, glücklicherweise für mich. Nach einer Tour mit Naked Prey 1991 schwörte er, niemals mehr Musik zu machen. Irgendwann haben wir uns mal darüber im Luke's unterhalten, und wir spielen nun bereits 9 Jahre zusammen. Ihr braucht ihn gar nicht erst einzuladen, er kommt nicht. Joe ist das schlechtgehütetste Geheimnis in Tucson. Er ist Sänger und Gitarrist bei Greyhound Soul, einer populären Band in Tucson, die irgendwann mal oder auch nicht ein Album in Europa veröffentlichen wird. Joe rockt. Terry Lee Hale bot mir zwar Geld für Joe's Telefonnummer, aber nicht genug.

Auf unserer Europatournee im Frühjahr 2000 begleiten uns an Keyboards und Gitarre Jeb und Clayton Colwell. Sie spielen in Tucson als Duo unter dem Namen Hector On Stilts und machten verschiedene Geräusche auf Loose. Ich habe erst kürzlich ihr erstes Album produziert und überredete sie, mit uns zu kommen. Sie können gut singen.

Die Band heißt The Mercenaries (Söldner). Was ein absichtlicher Witz ist - die meisten Söldner bekommen einen Haufen Geld dafür, dass sie gefährliche Jobs übernehmen. Dies ist nicht immer der Fall, wenn diese Jungs mit mir arbeiten. Die Arbeit ist immer noch gefährlich, aber die Entlohnung kannst du vergessen.

Ich spiele Gitarre und singe.

Das ist der sachdienliche "Weizen". Ich bin immer noch gut Freund mit Chris Cacavas.


This is an autobiography, actually. I’m a little weary of reading the same things about myself every time I put out an album and tour in Europe - born in New Jersey, lives in Arizona, friends with Chris Cacavas, likes to travel. That sort of thing. A list of mildly interesting facts that grows a little longer every couple of years. Of course, professional bio writers gloss things up to make my life sound more dramatic and important than it really is. Well, they’ve tried, anyway.

But it gives me the willies when a bio starts out with something like “The cities of the great American west are hot, dusty and violent. Out of these teeming hell-holes comes some great rock and roll...” I’ve seen this crap and so have you. I mean, come on, we’re musicians, not the Lone Ranger or Ernest Hemingway.

I lead a great life, don’t get me wrong. It’s never boring, I do many interesting things that suit my temperament. Many astonishing things have happened to me and many wise people have crossed my path and taught me a thing or two. I pretty much do what I want to when I want to. Can’t beat that.

But a list of accomplishments, big and small, is still just a list. I like to keep to pertinent information, acknowledge the past only as it relates to the present. Separate the wheat from the chaff. So, I decided to write this myself and take the consequences. Which is a thing with me - doing things myself and if it screws up, so what? I won’t be blaming anyone else. And is it important, really, where I grew up and what bands I played with in the 1980s?

That’s enough of that, now to the present. I’ve got a new album out on Blue Rose Records. It’s called Loose. I recorded this one with a different attitude than my previous records. This is a band record, not a song record. There’s a difference. I wanted to capture the guys I tour with like we sound live, kind of raggedy but with a lot of feel. No special guests, no tricks. Two microphones on the drums, vocal takes all the way through from the top of the song, keeping all the rough edges. There’s one solo track, and a couple with just me and David, but it’s still a band record.

On a song record, you think a lot, sometimes too much. When you start thinking about bringing in a string section on the bridge, you know you’re making a song record. And thinking too much. This was different. We never even listened to work tapes of this record, we just did it when we could do it.

I liked how my band rocked on my last tour. Even when we did all acoustic nights, when we left the kick drum in the van and miked Joe’s right foot, there was something there. The guys I play with breathe new life into old tunes, night after night, under very trying circumstance - the theft of our equipment in Brussels, a hurricane, unholstered semi-automatic pistols, and 9 fans in Potsdam were among the tour highlights. The bad stuff I am not at liberty to talk about, I think there are still lawyers involved. When the band flew home without me (I left for Rome to get married), Slutes from the Sand Rubies called it the Donner Party Tour - the band ate my flesh to stay alive. Edgar at Blue Rose called me Darwin - survival ot the fittest. But we played harder and better every night. I thought that was the point, shrug it off and keep going.

David Herbert plays bass and Joe Pena plays drums on Loose and on the road. David is the most solid bassist and best kept secret in Tucson, fortunately for me. After one tour with Naked Prey in 1991, he swore he would never play music ever again. Somehow I talked him out of that idea over lunch at Luke’s, and we’ve been playing together for nine years. Don’t invite him, he won’t come. Joe is the worst kept secret in Tucson. He’s the lead singer and guitarist for Greyhound Soul, a popular Tucson band that may or may not be releasing something in Europe soon. Joe rocks. Terry Lee Hale offered me cash for Joe’s phone number, but not enough cash.

Joining us on keys and guitar for a European tour in spring of 2000 are Jeb Colwell and Clayton Colwell. They play as a duo in Tucson under the name Hector On Stilts, and made various noises on Loose. I just produced their first album, and I conned them into traveling with us. They sing good.

The band is called The Mercenaries. Which is an inside joke, sort of - most mercenaries get paid a lot of money to do dangerous work. This is not always the case when these guys work with me. The work is still dangerous, but the money sucks.

I play guitar and sing.

That’s the pertinent wheat. I’m still friends with Chris Cacavas.

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