FOSTER, RUTHIE

FOSTER, RUTHIE

Mit der Texanerin RUTHIE FOSTER stößt eine schillernde Ausnahmemusikerin von internationalem Rang zum Blue Rose Label und erweitert dort die Blues & Soul-Abteilung um ein regelrechtes Juwel: Let It Burn heißt das erstklassige Werk, es ist bereits Foster's 8. Album und in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes. Mit ihrer Wahnsinnsstimme und einem enorm breit gestreuten Programm zwischen Roots Rock, Blues, Gospel, Americana, Rhythm & Blues und Soul beweist die farbige Mittvierzigerin aus Austin einmal mehr ihre große Klasse!

Ruthie Foster ist durch und durch Texanerin, sie stammt aus dem kleinen, östlich von Austin gelegenen Provinzkaff Gause mit mehr Kirchen als Einwohnern und wuchs in einer Familie auf, in der alle sangen - egal ob in einer weißen oder schwarzen Baptistenkapelle oder in einer Methodistenkirche, manchmal an einem Sonntag gerne auch in allen dreien nacheinander! Um sich von ihren Geschwistern und ihrer stimmgewaltigen Mutter abzugrenzen, lernte Foster frühzeitig Instrumente zu spielen. So avancierte sie schnell zu einer kompetenten Gitarristin und Pianistin: Fertigkeiten, die sie später ausbaute und sowohl in Livekonzerten als auch bei Studioproduktionen häufig nutzte. Mit dem Erwachsenwerden ging es von den Kirchen in die Bars, meist nur ein paar Blocks die Straßen runter. Der Gospel mutierte zum Blues, später kamen Soul, Funk und Rock dazu, aber ihr Interesse galt auch immer schon dem klassischen Songwriting weißer Folk & Americana-Vorbilder. So coverte sie auf früheren Platten eben nicht nur Son House und Brownie McGhee, sondern auch Patty Griffin, Lucinda Williams und Terri Hendrix, feilte an ihrem eigenen Komponieren in Workshops beim Kerrville Folk Festival und behauptete sich im überregionalen Folk Circuit bis hinauf nach Kanada.

Ab Mitte der 90er nimmt Foster's Karriere Gestalt an, 1997 produziert sie ihr erstes Album Full Circle, 1999 folgt das demohafte Crossover, bevor sich der einflussreiche Multiinstrumentalist/Produzent Lloyd Maines zur 2002er CD Runaway Soul einschaltet und für ein starkes Texas Folk-Werk sorgt. Mit ihrer Live-CD Stages wird dieser erste Ruthie Foster-Abschnitt gebührend abgeschlossen. Welch ein Quantensprung dann nur drei Jahre später! Schon der Titel des von Malcolm "Papa Mali" Welbourne produzierten Albums beweist das neue Selbstbewusstsein einer gereiften Künstlerin. The Phenomenal Ruthie Foster ist in jeder Weise professioneller: fett im Sound, funky in den Rhythmen, sexy im Gesang. Eine Musikerin, die genau weiß, in welche Richtung sie gehen will und alles für den Erfolg unternimmt. So wird The Phenomenal... quasi zum Trittbrett für den auch international durchschlagenden Siegeszug der folgenden, mittlerweile 6. Scheibe, The Truth According To Ruthie Foster in 2009. Aufgenommen in Memphis, unterstützt von Topmusikern wie Jim Dickinson, Robben Ford und den Memphis Horns kann sich das Werk kaum retten vor Preisen, einer Grammy-Nominierung und der Ehrung mit dem begehrten Koko Taylor Award. Der schon obligatorische Livemitschnitt Live At Antone's, Mitte letzten Jahres als DVD und CD herausgegeben, präsentiert Ruthie Foster zusammen mit ihrer Touring Band in optimaler Verfassung und auf dem Höhepunkt ihres gegenwärtigen Schaffens.

Aber Ruthie Foster ist keine Person, die sich allzu lange auf alten Lorbeeren ausruht, sie ist ständig auf der Suche nach frischen Inspirationen, womit wir bei ihrem brandaktuellen Album sind! Let It Burn ist speziell, weil es in jeder Weise abweichend zu den Vorgängern konzipiert ist, kurz: Produzent, Location, Band, Sound und Ausrichtung - alles ist neu! Erstmalig spielt Ruthie Foster kein einziges Instrument, sondern konzentriert sich völlig auf ihre begnadete Stimme und auf die Interpretation des Songmaterials, das nur drei Mal aus ihrer eigenen Feder stammt und ansonsten von klug ausgewählten Fremdkompositionen verschiedenster Herkunft lebt. Der bekannte Produzent John Chelew (John Hiatt, Richard Thompson, Vic Chesnutt, Los Lobos, The Blind Boys Of Alabama, Charlie Musselwhite) hat in New Orleans einen satten, vollen, lebendigen Analogsound auf die Beine gestellt, im engen Verbund mit einer wahren Allstar-Studioband - Dave Easley (Coco Robicheaux, Mem Shannon) mit seiner rockigen, eher nach einer Electric Slide klingenden Pedal Steel Guitar, die er im Stil eines Robert Randolph spielt; Hammond B3-Legende Ike Stubblefield, der vor 45 Jahren als Motown-Begleiter für die Four Tops, Temptations, Marvin Gaye und Stevie Wonder begann, später mit Ike & Tina Turner, B.B.King bis hin zu Derek Trucks und Eric Clapton auftrat; die hoch angesehene Rhythm Section der Funky Meters, George Porter Jr. am Bass und Russell Batiste als Drummer. Dazu kommen James Rivers mit gelegentlichen Saxofon-Parts, der alte Stax-Haudegen William Bell als Duettpartner auf seinem eigenen Soul-Klassiker 'You Don't Miss Your Water' und gleich vier Mal The Blind Boys Of Alabama. Es war nach eigenem Bekunden Foster's vermutlich größte Nagelprobe, mit den betagten Boys zu singen und sich dabei behaupten zu können.

Das sagt eine Ruthie Foster, die von der Fachwelt gerne mit Referenzgrößen wie Aretha Franklin, Nina Simone, Etta James, Roberta Flack, Ella Fitzgerald, Koko Taylor und Mavis Staples in einem Atemzug genannt wird! Dass sie diesem enormen Anspruch gerecht wird, beweist sie eindrucksvoll als Interpretin der total unterschiedlichen Songvorlagen auf Let It Burn. So stehen ihre eigenen Spirituals 'Welcome Home' und 'Lord Remember Me' neben zeitgemäßen Titeln von Los Lobos ('This Time'), Adele ('Set Fire To The Rain') und den Black Keys ('Everlasting Light'). Da fügen sich alte Folk- und Country-Lieder komplett umarrangiert in den Orgel- und Bass-lastigen Gospel Groove ein: June Carter's 'Ring Of Fire', 'Don't Want To Know' vom Briten John Martyn und Pete Seeger's 'If I Had A Hammer' - allesamt kaum wiederzuerkennen! Und es gewinnt eine der schönsten Balladen aus dem Katalog von The Band, Robbie Robertson's 'It Makes No Difference', neuen Glanz, erfährt die geschichtsträchtige David Crosby-"Woodstock"-Nummer 'Long Time Gone' eine wundersame Rock'n Soul-Wiederbelebung.

Den offiziellen Schlusspunkt bildet das Traditional 'The Titanic' in einer schier atemberaubenden Acapella-Version mit den Blind Boys Of Alabama. Aber die deutsche Blue Rose-Ausgabe hat noch einen prächtigen Bonus Track parat: 'Truth', ein zentrales Stück des Vorgängers The Truth According To Ruthie Foster - hier in einer bislang unveröffentlichten Alternativfassung, nämlich in der "New Orleans Funk Version".

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