GREYHOUND SOUL

GREYHOUND SOUL

Tucson, Arizona: Assoziationen zu großen Namen wie Giant Sand und Rich Hopkins, Friends Of Dean Martinez und Calexico liegen natürlich sofort auf der Hand. Desert Rock in all seinen Spielarten heißt das Thema, das man mit dieser Kultstadt im Südwesten der USA untrennbar verknüpft. Seit fast 15 Jahren gehören GREYHOUND SOUL fest dazu, ihre Livekonzerte genießen einen legendären Ruf, wovon wir uns ja auch hier in Europa gleich mehrfach überzeugen konnten. Ihre Alben bieten den intelligenten, sehr speziellen Wüstenrock, der schon auch in der Tradition all der Sand Rubies, Sidewinders, Luminarios & Co. Steht und dennoch anders ist, das gewisse Etwas besitzt. Nach längerer Pause gibt es nun endlich mit Tonight And Every Night ein neues Lebenszeichen von Greyhound Soul, aber wer jetzt schlicht an eine stilistische Fortsetzung glaubt, der wird enttäuscht werden. Angenehm enttäuscht!

Die Band um den illustren, charismatischen, bisweilen recht eigenwillig agierenden Frontmann Joe Pena hat nämlich bis auf wenige Stücke regelrecht runtergeschaltet - im Tempo, in der Stimmung, in der Elektrizität. Nun ist Tonight And Every Night beileibe kein akustisches Zeitlupenprojekt geworden, allerdings ein kapitales Werk, das weniger zum Mitrocken und Luftgitarrespielen einlädt, sondern dem Hörer die volle Konzentration abverlangt: für düstere Texte über Seelenschmerz, vergängliche Liebe und unerfüllte Sehnsucht, für tief melancholische Stimmungen in durchweg dominanten Molltonarten, für introvertierten, grantelnden Gesang und eine erstaunlich behutsame, sorgfältige Instrumentierung bis hin zu einfühlsamen Kammerarrangements mit einem Violine/Cello-Duo auf einigen Tracks. Ja, Greyhound Soul haben sich mächtig verändert, man ist versucht, von der bis dato desperatesten, dunkelsten, depressivsten Blue Rose-Veröffentlichung aller Zeiten zu reden!

'Time To Come Home' heißt die beinahe 7-minütige Overture zu einem Album, das es von der ersten Note an in sich hat. Nach einer lang gezogenen Eröffnung mit akustischen und elektrischen Gitarren, Cello und pulsierenden Feedback-Kaskaden setzen Bass und Drums ein, beginnt Joe Pena mit seiner bislang gruseligsten Stimme die Zeile "hey, it's time to come home now" zu intonieren. Immer und immer wieder derselbe Satz - sehnsüchtig, flehend, verzweifelt. 'Do What You Do' vereinnahmt uns mit heiserem Sprechgesang über dominanten Piano- & E-Piano-Mustern, gelegentlich durchschnitten von einer scharfkantigen Lap Steel, während 'Layin' Down Lost' mit leicht trabendem Country Feeling zum ersten Mal das Tempo anzieht. 'Angelina' setzt nicht nur mit seinem Shuffle-Rhythmus, einer simplen Harmonica und diesem besonders monotonen Gesang eine ganz klare Dylan-Marke! 'Midnight Radio' hat was gleichermaßen von J.J. Cale und Tito & Tarantula, stoisch wird der Song vorangetrieben, sumpfige Gitarren und groovendes Schlagzeug zeigen sich ganz vorne im Mix. Das 6:45 lange, behutsam vor sich hin dräuende 'Believe' wird von exklusiven Gitarrensoli und einer ausgedehnten Mundharmonikapassage aufgebrochen, Pena röchelt und krächzt in einer derben Mischung aus Tom Waits und Johnny Cash in seiner Spätphase.

Eine gewisse Erholung erleben wir mit dem relaxten 'Wait On Me': Mehrere Akustikgitarren, Lap Steel, ein melodischer Bass und Shaker/Tambourine/Bells knüpfen einen dichten Balladenteppich für Penas Stimmbänder, die sich im Laufe des Albums nicht mehr erholen werden - soviel sei verraten. 'Alligator Face (Reprise)' ist ein Remake des gleichnamigen Titels von Alma De Galgo - zügiger Storyteller-Country Rock mit dem gewissen Twang in der Gitarre, etwas Dire Straits-Feeling und überhaupt eine echte Aufmunterungsnummer, die dem Album gut tut! 'Never To Look Back' schleppt sich herrlich lässig dahin wie ein Road Movie, in dem der Weg das Ziel ist, und 'I'll Wait Around', das kolossale Finale, beschließt auch thematisch den Kreis: "before you go out could you fix me a drink, one that's tall, slow and strong" - 8 ½ bedrückende Minuten, in denen Joe Pena eine einsame Solopartie absolviert: eindrucksvoll, bedrohlich, charismatisch, intensiv!

Tonight And Every Night ist das 4. Studiowerk von Greyhound Soul nach Freaks (96), Alma De Galgo (01) und Down (02). Die Besetzung ist über all die Jahre ziemlich konstant geblieben, allerdings ist die Band personell gewachsen. Ähnlich wie z.B. bei Wilco und R.E.M. (live) erleben wir also eine Tendenz, dass mehr Musiker nicht zwingend für einen lauteren und rockigeren Sound stehen, sondern eher für das entscheidende Detail zur richtigen Zeit. Neben dem mehrfach erwähnten Bandleader Joe Pena (Guitars, Vocals, Songs), der seiner Mannschaft mit seinem heiseren Grantlerorgan klar den Stempel aufdrückt, sind Bassist Duane Hollis und Drummer Alan Anderson sowie der exzellente, mehrfach mit Arizona-Awards dekorierte Electric Leadgitarrist Jason DeCorse von Beginn an dabei. Keyboarder Robert Hepworth stieß früh hinzu, der dritte Gitarrist Robin Johnson (Luminarios, Maryanne, Sand Rubies) und Pianist Glen Corey sind erst seit kurzem dabei (und live deutlich aktiver als im Studio).


Tucson, Arizona: names like Giant Sand and Rich Hopkins, Friends Of Dean Martinez and Calexico come to your mind with this city which is the home of the so-called desert rock. Since almost fifteen years GREYHOUND SOUL are part of the music scene in Tucson. Their albums offer an intelligent and very special desert rock in the tradition of the Sand Rubies, Sidewinders and Luminarios & Co. thus different with a unique blend. After a longer break Greyhound Soul are back with a new album called Tonight And Every Night. If you're wondering whether they've moved forward with the band's typical sound you'll gonna be disappointed. But in a positive way!

The band - featuring the illustrious, charismatic, sometimes self-willing frontman Joe Pena - stripped down on most of the new songs - in speed, in mood and in electricity. Tonight And Every Night didn't become an acoustic slow motion project at all but a very strong work, inviting the listener less to rock and air guitar playing but more to focus on the dark lyrics about soul pain, transitory love and unfulfilled yearning, deep melancholic moods in minor keys, introverted grumpy singing and an amazingly cautious, fine instrumentation to sensitive chamber arrangements with a violin/chello duo on a few tracks. Indeed - Greyhound Soul did a tremendous change and this album seems to be the most desperate, darkest, most depressive Blue Rose release of all times!

Tonight and Every Night is the fourth studio album by Greyhound Soul, following Freaks (96), Alma De Galgo (01) and Down (02). The band line-up is pretty constant after all these years although more and more members were added to the original line-up. Joe Pena is not only the band leader (vocals, guitars, songwriter) but also the focus with his unique voice which reminds on Lou Reed, Tom Waits or Bob Dylan. Duane Hollis plays bass and Alan Anderson the drums, on guitars there is the excellent, multi-Arizona-award decorated Jason DeCorse, and new members Robert Hepworth on keyboards and third guitarist Robin Johnson plus Glen Corey on piano complete the 2007 Greyhound soul line-up.

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