MURPHY, ELLIOTT

MURPHY, ELLIOTT

40 Jahre ist es her, seit sich der amerikanische Singer/Songwriter ELLIOTT MURPHY mit seinem Debütalbum Aquashow erstmals auf der großen rockmusikalischen Landkarte eintrug. 'Last Of The Rock Stars' hieß Track #1 auf der A-Seite dieser längst zum Kultobjekt gewordenen LP und jenes geradezu hellseherische Motto mag in abgewandelter Weise für eine bewundernswerte Karriere stehen, die auch heute im Alter von 63 noch lange nicht zu Ende geht und für den seit vielen Jahren in Frankreich lebenden Künstler immer noch die ein oder andere Überraschung bereit hält. Ein Rock Star im kommerziellen Sinn, einer mit vielen Top Hits oder auch nur einer einzigen No.1 ist Elliott Murphy nie geworden. Dafür ist er ein lebendiger, suchender, kreativer Geist geblieben, der sich nie hat verbiegen lassen, jemand, der sich höchstens selbst das ein oder andere Mal im Weg stand. Was ihn nicht daran gehindert hat, in all den Dekaden so stetig Alben herauszubringen wie kaum ein anderer. Mit It Takes A Worried Man veröffentlicht Blue Rose nun seine brandneue CD. Es ist kein Jubiläumstribut geworden, sondern "nur" ein ganz normales, weiteres Klasse-Album in einer Serie von hervorragenden Werken dieses Elliott Murphy, der auf seine ganze eigene Art vielleicht wirklich ein Rock Star ist - zumindest aber ein ganz besonderer Vertreter seiner Zunft!

Elliott Murphy gehörte im New York der 70er Jahre zu einer ganz neuen Ära der intellektuellen Rock Troubadour/Storyteller-Szene, die auf Basis von Bob Dylan und Lou Reed mit der Musik von Bruce Springsteen bis David Bowie flirtete. Seine Weggefährten hießen Patti Smith, Talking Heads, Ramones, David Johansen und Velvet Underground. Mit Aquashow, besonders aber dank solcher Folgewerke wie Lost Generation, Night Lights und Just A Story From America wuchs er zu einem der hoffnungsvollsten, ambitioniertesten Singer/Songwriter, der modern klang und sich in seinen Texten mit dem kulturellen Zeitgeist befasste - ein Exzentriker, ein Individualist! Seit jenen Zeiten mit dem Fluch oder Segen des "New Dylan" steht Elliott Murphy nicht mehr so im internationalen Rampenlicht, wie es hätte passieren können, wenn er nicht Ende der 80er von New York City weggezogen wäre, um in Frankreich sein Glück und anspruchsvollere künstlerische Herausforderungen zu suchen, wenn er sich nicht ganz bewusst der Major Label-Option verweigert hätte, um lieber bei kleinen unabhängigen Firmen seine Vorstellungen durchzusetzen und den "letzten aufrechten Rock'n Roll-Bohemien" für sich zu kultivieren. Hier in Europa allerdings hat er sich mit zahlreichen Platten und häufiger Präsenz in all den einschlägigen Clubs des Kontinents einen klangvollen Namen als hervorragender Entertainer erhalten, dem man die Lust zu rocken sofort abkauft und der immer in der Lage ist, sein Publikum mit dieser markanten sonoren Sprechstimme zu hypnotisieren. Ein denkender, belesener, literarisch ambitionierter Amerikaner, der es gelernt hat, den Lauf dieser Welt durch eine europäische Brille zu betrachten.

Seit 1995 veröffentlicht Blue Rose regelmäßig jede neue Elliott Murphy-Scheibe, er gehört damit zu den stärksten Säulen des Labels. It Takes A Worried Man ist sein ungefähr 33. Album insgesamt - mehr als das letzte Drittel davon gibt es auf Blue Rose! Und fast genauso viele sind in fester, freundschaftlicher Zusammenarbeit mit dem französischen Topgitarristen Olivier Durand entstanden. Er zählt seit langem zu den besten, originellsten Saitencracks in Europa, kann gleichermaßen mit seinem flüssigen, schnellen Spiel auf akustischen und elektrischen Gitarren überzeugen, begeistert mit guter Slide Guitar-Technik und gekonntem Mandolinenpicking. Im Team mit Laurent Pardo (Bass) und Alan Fatras (Drums) bildet er als The Normandy All Stars die Begleitband auf den jüngsten Murphy-Alben Coming Home Again (06), Notes From The Underground (08), Alive In Paris (09) und Elliott Murphy (10). Auch auf It Takes A Worried Man formen sie wieder das instrumentale Gerüst, angeführt von Murphy, der selber meistens akustische und/oder elektrische Gitarren spielt, auch mit Banjo, Klavier und Harmonika antritt. Dazu ist sein erst 22-jähriger Sohn Gaspard Murphy immer aktiver dabei: Er hatte bereits das letzte selbstbetitelte Album seines Vaters produziert, jetzt spielt er zudem auf den meisten Stücken eine Vielzahl von unterschiedlichen Instrumenten wie Gitarren und Keyboards, steuert Percussion und Backing Vocals bei, ist für die dezente Klangtüftelei mit Programming, Sampling und je ein Mal für die Arrangements für Streicher und Bläser zuständig. Mit dem bekannten New Yorker Kenny Margolis (Cracker, Mink DeVille, Silos, Lucky 7, UpSouth Twisters) hat man dazu einen international renommierten Keyboarder zur Verfügung, Bruce Springsteen-Gattin/Musikerin Patti Scialfa gehört die Frauenstimme auf 'I Am Empty'.

Elliott Murphy goes Folk?! Zum Start seines neuen Albums interpretiert er das Traditional 'Worried Man Blues' in allerfeinster Woody Guthrie-meets-Fred Eaglesmith-Manier, komplett mit Banjo, Mandoline, Gitarre, Mundharmonika, die seinen verschrobenen Sprechgesangstil passend in Szene setzen. Aber das soll nicht darüberhinweg täuschen, dass wir es auf It Takes A Worried Man streckenweise mit einem richtig rockigen und in weiten Teilen elektrischen/elektrisierenden Murphy-Album zu tun haben! So erscheint der Ohrwurmrocker 'Angeline' im schleppenden Stones-Gewand, überzeugt 'Little Big Man' mit seiner dylanesken Lyrik über Charaktere wie Mister Jackson und Fanny Gonzales und könnte auch musikalisch glatt auf Tempest passen. Olivier Durand brilliert hier erstmalig mit einem tollen Solo am Ende. 'Murphyland' ist nichts weniger als die ideale Adaption des langjährigen Fanbegriffs für die eigene Musik, genau in der Mitte des Albums steht mit 'I Am Empty' der vielleicht beeindruckendste neue Song: Was als einsame, nur mit Gitarre und Harmonika begleitete Folk-Note beginnt, entwickelt sich nach zwei Minuten zu einer kapitalen Hymne - Patti Scialfa singt im Chor die "Hallelujahs" und Gaspard Murphy vermittelt dem Ganzen zusätzliches Drama via Mellotron und Kirchenorgel. 'He's Gone' legt mit großer Pathosgeste und feisten Arrangements inklusive mehrerer Electric Guitar-Schichten von Durand nach, während sich 'Day For Night' von der ersten Note an als straighteste Rocknummer des ganzen Albums herausstellt. Im klaren Gegensatz dazu rollt Murphy mit seiner Band eher gemütlich und in lässiger Country Rock-Manier den 'Eternal Highway' runter, um dann mit 'Even Steven' tiefschürfend zu enden. Noch ein Mal erleben wir den Meister in typisch dylanscher Sprechgesangmanier, nur vom eigenen Klavierspiel untermalt. Das wirkt nach. Imposant!


It's been 40 years since the American singer/songwriter ELLIOTT MURPHY first made his mark on the rock music scene with his debut album Aquashow. The opener of this album that has since gained cult status was entitled 'Last Of The Rock Stars' - in some ways that's a clairvoyant motto for a remarkable career that's not near its end. The 63-year-old artist who has been living in France for many years still has a few surprises up his sleeve. He never quite became a commercial rock star with #1 hits but Elliott Murphy is still a vital, seeking, creative force and someone who has never let himself be bent or pushed around, even though he might have stood in his own way once or twice. But that didn't stop him from releasing album after album with admirable regularity and quality. It Takes A Worried Man is his brand new album on Blue Rose Records. It's not an anniversary record, simply another excellent album by Elliott Murphy who - in his own way - may be a true rock star and certainly is a unique artist.

In the New York of the 1970ies, Elliott Murphy was a member of the intellectual troubadour/songwriter scene that flirted with Bob Dylan and Lou Reed and the music of David Bowie and Bruce Springsteen. His peers were Patti Smith, Talking Heads, Ramones, David Johansen, and Velvet Underground. With Aquashow and the following albums Lost Generation, Night Lights and Just A Story From America he became one of the most ambitioned, hopeful singer-songwriters, sounding modern and taking on the zeitgeist - an eccentric and an individualist. Since those times of the "New Dylan" era, Elliott Murphy is no longer quite in the international media's focus as much as he could be. He left New York in the late 80s and relocated to France and opted to pursue his artistic endeavors outside of the major label mainstream. Working with smaller labels he fulfilled his artistic vision and cultivated his status as one of the last rock'n'roll bohemians. Over here in Europe he has made a name for himself with numerous albums and tours in all of the continent's worthwhile clubs as a remarkable artist and excellent entertainer. With his sonorous voice and his propensity to rock, he manages to mesmerize any audience. A thinking, well-read, literary ambitious American artist who has learned to see the ways of the world from a European point of view.

Since 1995 Blue Rose have been releasing Elliott Murphy's albums - he is one of the label's pillars. It Takes A Worried Man is his 33rd album, more than a third of his oeuvre was released on Blue Rose. And almost all of these albums were developed in collaboration with French guitarist Olivier Durand. He has long been one of Europe's finest, most original stringbenders with his fluid solos and excellent slide playing on acoustic & electric guitar and his mandolin picking. Together with Laurent Pardo (bass) and Alan Fatras (drums) he forms Elliott's backing band, The Normandy All-Stars. They have been accompanying Murphy on Coming Home Again (2006), Notes From The Underground (08), Alive In Paris (09) and Elliott Murphy (10) and are doing so on It Takes A Worried Man. Murphy himself usually plays acoustic or electric guitar but also contributes banjo, piano and harmonica. And his 22-year-old son Gaspard Murphy is becoming an integral part as well. He had produced his father's most recent album, this time he contributes a number of instruments to most songs - guitars, keyboards, percussion and backing vocals - and is responsible for programming, samples as well as string and horn arrangements. New York session player Kenny Margolis (Cracker, Mink DeVille, Silos, Lucky 7, UpSouth Twisters) provides keyboards and Bruce Springsteen's wife Patti Scialfa is the female voice on "I Am Empty".

Elliott Murphy goes folk? Opening his new album, Elliott Murphy interprets the traditional 'Worried Man Blues' in a Woody Guthrie-meets-Fred Eaglesmith arrangement, with banjo, mandolin, guitar and harmonica providing the bed for his quirky vocal. But don't let that fool you, for the most part It Takes A Worried Man is a pretty rocking, electric and electrifying album. There's the catchy 'Angeline' with its sluggish Stones sound, 'Little Big Man' with its dylanesque lyric about characters like Mister Jackson and Fanny Gonzales which would fit right in on Tempest. Olivier Durand steps out for the first time in the outro solo. 'Murphyland' is nothing less than the ideal adaptation of the longtime fan name for his music. In the middle of the album, 'I Am Empty' is perhaps the most impressive new song, starting out as a folk song with acoustic guitar and harmonica before it develops into a veritable hymn - Patti Scialfa sings 'Hallelujah' in the background and Gaspard Murphy adds drama with church organ and mellotron. 'He's Gone' follows with grand gestures, pathos and a big arrangement including layers of Durand guitars. 'Day For Night' is clearly the album's straightest rock song while 'Eternal Highway' rolls along in relaxed country rock manner before the album ends profoundly on 'Even Steven'. In the album's final number we hear Murphy solo with his typical dylanesque singing voice, accompanying himself on piano. A song that reverberates for a long time! Impressive.

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