ELLIS, ROBERT

ELLIS, ROBERT

Noch ist ROBERT ELLIS ein Newcomer am großen, weiten Singer/Songwriter-Firmament, das ja besonders in Texas ganz gewaltige Ausmaße einnimmt! Derzeit stürmt er alle Roots- & Country-Radiostationen im Südwesten der USA und darüberhinaus und gewinnt die einschlägigen Medien für sich - mit einer selbstbewussten, unangepassten Musik zwischen den Stühlen und einem neuen Album, das auf sehr eigenwillige Art irgendwie unkommerziell und am Mainstream vorbei konzipiert ist. Photographs ist in seinem ungewöhnlichen Ergebnis ein regelrechter Zwitter geworden, aber das ist nicht das einzige, was manche Alt.Americana-Jünger geradezu verstört, andere dagegen begeistert feiern. Denn Robert Ellis hat sich nicht nur getraut, konventionelles Hörverhalten zu durchbrechen und Erwartungshaltungen zu enttäuschen, sondern er überzeugt bereits in seinen jungen Jahren mit einer enormen musikalischen Qualität und poetischen Tiefe! Seine Songs, seine Arrangements, seine Stimme - dieser Typ ist wirklich von einer Aura des Besonderen umgeben und definitiv keiner von der Stange. Sicher hat er das Zeug dazu, einmal ein ganz Großer zu werden. Das glauben übrigens auch seine zahlreichen Fans aus der straighten, nicht alternativen Folk & Country-Fraktion!

Robert Ellis ist im texanischen Lake Jackson, südlich von Houston, fast an der Golfküste gelegen, aufgewachsen, hat dort früh die High School beendet und ein Jahr lang Musikunterricht genommen. Mit 18 verließ er das behütete Familiennest, zog nach Houston und verarbeitete seinen Teenagerprotest mit schrägem Indie Rock. Doch diese Phase ging schnell vorüber, heute ist Ellis 22 und kann bereits auf ein paar Jahre Erfahrung als Folkie und Troubadour zurückblicken. Auf privater Ebene hatte er in 2009 sein Debüt The Great Re-Arranger herausgebracht - exklusiv nur als Vinylalbum! Ja, es klang bereits an: Robert Ellis buhlt nicht um schnelle Verkaufszahlen, schielt nicht nach Marktgewohnheiten. Und gilt nicht zuletzt wegen dieser Einstellung als uriger Kulttyp! Stillstand ist nicht seine Sache und so hat er sich musikalisch weiter in Richtung Country entwickelt - allerdings nicht wie viele seiner Altersgruppe zur Welt von Bon Iver, My Morning Jacket, Iron & Wine oder Bobby Bare Jr., sondern eher rückwärts zum klassischen Sound der 60er Jahre - Ray Price, George Jones, Conway Twitty, Buck Owens und Charlie Rich sind laut eigener Aussage erklärte Vorbilder, genauso wie Paul Simon, John Prine und Randy Newman!

Photographs ist also sein "richtiges" erstes überregionales Werk, das ihn nun auf seiner Tour zu all den angesagten Festivals und avisierten Trips nach Übersee begleiten wird. Es ist stilistisch eine sehr hybride Angelegenheit geworden. Teilt man das Album wie in der "guten alten Vinylzeit" in Seite 1 und 2, dann ahnt man vorne nicht, was hinten passiert; legt man zunächst die virtuelle B-Seite auf, dann tritt nach dem Umdrehen große Verunsicherung ein. Konkret: Die erste Hälfte ist durchweg langsamer, meist akustisch-balladesker Folk mit großer Nähe zu den 60ern und frühen 70ern, aber auch mit einigen Anspielungen auf den Zeitgeist-Folk der Americana-Ära. Manchmal geschehen kleine Merkwürdigkeiten in den Arrangements, die aufhorchen lassen. So spielt Ellis auf dem Opener 'Friends Like Those' bis auf die Pedal Steel alles selber, Gitarren, Bass & Drums, überzeugt mit exquisitem Fingerpicking und einer sehr sanften, aber sicheren Stimme à la Donovan. 'Bamboo' wird dann ganz pur und leise nur mit Gitarre und Gesang intoniert. Nicht nur hier ähnelt Ellis dem jungen James Taylor, der ja 1970 auch schon so unglaublich erwachsen klang. Das 7-minütige Mini-Opus 'Cemetery' gerät dann sogar noch ruhiger - ein fragiler, hoffnungslos und dramatisch wirkender Slow Song, der später von einem elegischen Streichquartett untermalt wird. Am Ende schwingt sich Ellis gar in Sphären auf, die gemeinhin von Heroen wie Nick Drake und Tim Buckley besetzt sind. 'Two Cans Of Paint' ist danach lebhafter und erinnert in seiner merkwürdigen Struktur und auch in der Art des Leadgesangs an Bill Callahan. Ellis fügt hier Klavier, Fiddle und extra Percussion dazu, lockert damit die Stimmung auf.

Aber dann kommt das Schlüsselstück 'Westbound Train', das den weiteren Verlauf völlig umkrempelt. Erst spät im an sich bedächtig folkpoppig vor sich hin trabenden Song schaltet Robert Ellis urplötzlich mehrere Gänge hoch, packt die elektrische Gitarre aus, lässt seine Band endlich zum Einsatz kommen, schiebt die Pedal Steel des überragenden Will Van Horn wunderschön in den Vordergrund, dreht den Schalter von jetzt an klar auf C.O.U.N.T.R.Y.!! Auch das folgende 'Comin' Home' rast im Bonanza-Tempo dahin, lässt einen ziemlich sprachlos werden angesichts der Spielfreude, mit der Ellis und seine Band plötzlich losrocken und über die halbe texanische Landkarte fegen. "Lefty, Willie, Hank & Townes" werden zitiert und das sicher nicht nur zufällig. 'What's In It For Me?' und 'I'll Never Give Up On You' sind typischer 60s-Country-Schmalz, wie ihn Elvis Presley so wunderbar singen konnte, an dem aber bekanntlich auch ein Gram Parsons seinen Narren gefressen hatte. Ellis spielt Klavier und imitiert einen Gospelbacking-Chor nach Art der Jordanaires. All diese vielen Details klingen... just awesome! Und werden geradezu perfekt von Recording Engineer Steve Christensen (Grammy Winner für den Sound auf Steve Earle's Townes, Tonmeister der Band Of Heathens u.v.m.) in Szene gesetzt. Bei 'No Fun' verspüren wir genau das Gegenteil, nämlich reichlich Spaß am schnellen Twang Beat, an der Pedal Steel, am Banjo und den Boom-Chicka-Boom Guitars, bevor mit dem Titelstück zum Schluss der Vorhang über diese höchst unberechenbare Produktion fällt. Der Song 'Photographs' steht im übertragenen Sinn für all die Schnappschüsse in Robert Ellis' Leben, die sich in seinem Kopf eingebrannt haben und von denen er in den 10 Liedern seines Albums erzählt. Fast autobiografische Songs über Beziehungen zwischen Mann und Frau, über das Aufwachsen und die Erlebnisse in der Familie, über das Verreisen und Zurückkehren, über die Sehnsüchte eines jungen Mannes. Der da ein Konzept hat, das ist ganz eindeutig! Ganz großartig ist auch der gestalterische Einklang der Musik mit Cover, Booklet und Artwork. Das macht alles einen sehr überlegten, geschmackvollen Eindruck!

Wenn es Robert Ellis nun noch gelingen sollte, ein gemeinsames Publikum für die A- und B-Seite zu finden, bzw. wenn sich die jeweiligen Lager auch gegenseitig anfreunden könnten, ja, dann müsste Photographs mindestens ein Grammy-Kandidat werden. Rein künstlerisch ist Photographs jetzt schon eine der charakterstärksten Veröffentlichungen des Jahres 2011!


Who is ROBERT ELLIS? At first glance, he's simply a smiling, longhaired, twenty-twoyear old in a hand-stitched western shirt and Dwight Yoakam-tight blue jeans. But there's more to this youthful Houston, Texas native than meets the eye. The New York Times recently proclaimed that Ellis sounds “equally inspired by Jackson Browne and George Jones.” Not a bad reference point for an artist his age. Ellis cut his teeth performing the songs of similar luminaries around town, most notably at the neighborhood beacon, Fitzgerald's. His “Whiskey Wednesdays” at that club are regularly packed with punkish newcomers and graying locals sharing a mutual interest in artists ranging from Ray Price to Buck Owens to George Jones. Ellis has songwriting ability equal to his encyclopedic knowledge of these greats and it shines on his upcoming New West Records debut, Photographs. The young songwriter's second release is an impressive and diverse concept album split between five breathtaking folk songs and five soon-to-be country standards. Listening to Photographs, one finds it difficult to pigeonhole Robert Ellis. It's even harder to remember that he's barely just begun. So, rather than have us try to crack the code of this talented young troubadour, we figured we'd let Ellis tell you about himself.

On Growing Up with Country Music

"I've listened to country music since I was a little kid. I grew up south of Houston and it's a pretty common thing here. I was raised going to bluegrass festivals and I think that had a lot to do with it. It was just country and bluegrass music. It's always been what my role models listened to.

On His “Whiskey Wednesdays”

Well we just started playing this Wednesday thing, doing all 70s and earlier classic country. Just having a good time every week and a lot of people started coming out and dancing. It was kind of just this drunken, fun time that snowballed into this big event.
It's a weird cross section of people. It's not like a country crowd by any means. It's everybody. It's older country listeners and young, punk kids- every race and denomination of people. It's really great.

On His Band

We kind of just magnetized towards each other. I first met Will, the pedal steel player. He was the first one I started playing with and I happened to go to one of his shows at this little candy store where he was playing banjo with this other guy, Lucas. I was like, ‘Man, you guys should come over to the house after and we’ll play a little bluegrass.’ He’s like, ‘Yea, I love bluegrass.’ That night we hung out and pretty much have hung out every day since then. And then the other guys…it kind of just all magically happened at one time. Geoffrey [bass], Ryan Chavez [drums], and Kelly Doyle, the guitar player. Everyone in the band is such a good musician. I don’t know how it happened the way it did.

On Photographs

I came up with the concept before I came up with any of the songs, actually. I'd written a couple of the songs, but I hadn't written any of the .B Side' stuff. I'd only written a couple of the .A Side' songs. That was right around the same time that we started doing our Wednesday country music thing. I had that other record out and I was kind of thinking about what to do with this record. The band had just formed, but with the last record I was really, really happy with the way I made it. Which was just me, mad scientist, with an engineer, doing everything myself. I tracked the guitar and voice parts live and then added really minimal instrumentation. Most of the music that I listen to outside of the classic country genre is really minimal stuff—minimal and to the point without many bells and whistles.
So I wanted to still do that, but I also wanted to make a record with this band. So rather than make two records, I figured this might be the best of both worlds. The .A side' stuff is definitely country, but in a different way. The .B side' stuff is totally throwback country stuff, but the focus is still the songs. And that's the common thread between both sides. They're all songs. They're all uniquely ours. They just have a little bit of a different treatment on them, you know?

On meeting George Fontaine, Sr., President of New West Records

He bought my record at Cactus Records—my first record. And then, he was going to see the Wild Moccasins at one of their shows and walked inside and I was playing a little acoustic set as part of a New Year's festival. He stopped and watched me. I don't think I met him that night, but maybe a week later I was shopping for records at Cactus and he approached me and introduced himself. We started talking and developed a little bit of a relationship. It was totally random chance. Around the same time that I met him, I had been furiously e-mailing labels. All of them, New West included. I told him I hadn't heard back from New West, and he replied, “Well, now you have!”

On How He Views His Music Relative to the World of Pop Country

A long time ago I stopped really caring what was on that side of the music world. What people consider country music now is so far removed from what we're doing. I don't really pay attention to it. What we're doing is trying to write good songs--make them sound pretty. Obviously we listen to classic, "real" country music and that comes through in our sound. Today's popular country sounds to me like whitewashed, regurgitated, mediocre 70's rock and roll with a southern tinge to the vocals.

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