I Was Hank Williams, das neue Album von Singer/Songwriter Ad Vanderveen, ist eine sehr persönliche Suche und ein Abenteuer und erinnert darin an John Steinbecks Travels With Charley und Bruce Springsteens Nebraska. Es ist eine Suche nach sich selbst, die zur Spiritualität führt, und eine Suche nach den Ursprüngen eines Traums. Ein Traum, der schon lange besteht und der den Musiker auf einen langen Weg mit zahllosen Songs und vielen Alben gebracht hat. Ein Traum, der von einer starken Faszination mit der neuen Welt geprägt ist und in der alten Welt verankert ist.
Das Bemerkenswerte an Vanderveens Songs mögen die Einflüsse östlicher Philosophie sein, die er seit Jahren studiert und praktiziert und die ein besonderes Licht auf verschiedene Themen werfen, während die Musik einen eindeutig westlichen Charakter hat.
Schreiben ist für Ad wie Atmen. Obwohl es nicht ganz so einfach vonstatten geht, ist es für ihn eine bare Notwendigkeit ebenso wie das Musizieren. Fraglos ist er einer der produktivsten Schreiber des Genres; Fans, Kritiker und seine Kollegen sind sich darüber einig, dass er für konstante Qualität bürgt. (Kein Geringerer als Van Morrison lud ihn kürzlich persönlich dazu ein, ein Konzert zu eröffnen.) Fast jedes Jahr präsentiert Ad Vanderveen eine Sammlung neuer Songs mit anderer Stimmung und Ausrichtung auf einer neuen CD.
In diesem Jahr sogar zwei:
Während die beiden Alben Worlds Within (2017) und Denver Nevada (2018) von etwas größeren Arrangements und größerem Produktionsaufwand als für Ad üblich geprägt waren, gilt für I Was Hank Williams das Gegenteil: Ein minimalistischer, direkter, spontaner Ansatz. Gesang und Gitarre, Text und Musik stehen im Mittelpunkt und sorgen für eine enge Beziehung zwischen dem Zuhörer und den Songs. Um dieses Grundgerüst werden charmante Ergänzungen in Form von Streicher- oder Bläser-Arrangements, Harmoniegesang und roots-orientierten Saiteninstrumenten gewoben ebenso wie atmosphärische Sounds, die zum Ambiente der Songs passen. Ad sagt: „Ein Song sollte auf seinen eigenen Beinen stehen können und ohne Ausschmückung bestehen können, ansonsten wüsste ich nicht, worum es in meinem Job geht. Es erscheint mir unverhältnismäßig, welche Bedeutung heutzutage der Produktion, den Arrangements und sogar dem Marketing beigemessen werden. Als sei die Verpackung wichtiger als der Inhalt. Dabei ist doch ein Song alleine schon etwas Magisches und Wundervolles. Ein Gedicht und eine Geschichte mit einer Melodie, einem Rhythmus und einem Titel – etwas Komplettes mit einer eigenen Identität, wie eine kleine Welt, in die man eintauchen kann. Wenn’s darum geht, das einzufangen, war ich schon immer der Meinung, dass besondere Momente und Situation nicht technischen Standards geopfert werden sollten. Glücklicherweise ist es heutzutage möglich, Aufnahmegeräte mit vernünftiger Qualität jederzeit dabei zu haben. Mehr als je zuvor ist es der Moment, auf den es ankommt. The Moment That Matters, wie es in einem Song heißt.“
In diese Momente kann sich der Hörer hineinziehen lassen wie in eine sehr persönliche Geschichte, wie es alte Folk-Tradition ist. Dann kann er dazu eigene Bilder einbilden, ganz wie bei der Lektüre eines guten Buchs. Wie viele seiner Vorgänger – Meister wie Bob Dylan, Van Morrison oder Neil Young – vertraut Ad Vanderveen seinen Instinkten: „Die Muse ist flüchtig und vergänglich. Man sollte Inspiration folgen, wenn sie da ist. Das gilt für all diese Aufnahmen; sie entstanden kurz nachdem die Songs geschrieben wurden, teilweise noch währenddessen – da sind die Bilder noch frisch und lebendig und sehr nah an ihrem Ursprung. Manchmal war das in einem Studio, manchmal an besonderen Orten wie in einem alten Auditorium oder sogar der Höhle des Pythagoras. Die Muse war sicher anwesend in diesen Orten und hat die akustischen Souvenire besonderer Momente bereichert. Ein Highlight war es, meine Mutter und meinen Vater musikalisch wieder zu vereinen an der Kirchenorgel und dem Ragtime-Klavier, in einem Stück namens ‚Live and Give It All‘.“