24. Juli 2018

CODY CANADA & THE DEPARTED sind zurück mit ihrem 4. Album und nennen es 3 !?!

Seit dem Ende der legendären Cross Canadian Ragweed in 2010 hat ihr Mastermind Cody Canada einige Versuche unternommen, sich von der ruhmreichen Vergangenheit zu lösen und mitunter sogar musikalisches Neuland betreten. Im Zentrum steht dabei die Nachfolgeband The Departed. Nach drei zwischen 2011 und 2015 produzierten, in Teilen sehr unterschiedlichen Alben hat er sich jetzt entschieden, genau zu der Musik zurückzukehren, die ihm früher am meisten Spaß bereitet hat – zur qualitativ besten, auf jeden Fall erfolgreichsten Phase eben jener großen Red Dirt-Combo Cross Canadian Ragweed, etwa 2002-2006. Natürlich verbleibt dieser Name endgültig in den Geschichtsbüchern Oklahomas, seine aktuelle Band heißt nach wie vor The Departed. Der Titel ihres brandneuen, vierten (!) Albums 3 mag zunächst verwirren, bedeutet aber nichts anderes, als dass man nach einer anfänglichen Quintettformation über einen zwischenzeitlichen Vierer nun bei einer reinen Triobesetzung angekommen ist: ein wahres Power Trio, bei dem jedes der 14 abwechslungsreich entworfenen Gewänder wie maßgeschneidert sitzt!


So konsequent und dauerhaft wie keine andere Band verkörperten Cross Canadian Ragweed Sound und Lebensgefühl der Red Dirt Scene zwischen Oklahoma und Texas. Jene mit der sprichwörtlich „roten Erde“ gespickte Mischung aus Country, Southern Rock, Singer/Songwriter, Heartland Rock, Boogie und Guitar Rock führte zwischen 1998 und 2009 zu einer enormen Serie von gleich 10 erfolgreichen Scheiben, oft mit Top 10-Entries in den Billboard Charts. Konzerte von San Francisco bis NYC, New Orleans und Chicago waren stets ausverkauft und nicht nur in ihrer langjährigen Heimat von Stillwater, Oklahoma oder im späteren Umfeld von Austin bis New Braunfels, Texas erlangten CCR „Heldenstatus“! Bis Bandleader Cody Canada – bedingt durch private Veränderungen innerhalb der Gruppe und ein „too much“ in allen Belangen – die Reißleine zog und 2010 seine Erfolgstruppe unter großer Anteilname beerdigte. Nur um wenig später mit einem neuen Team wie Phönix aus der Asche zu steigen! The Departed waren geboren und kamen hier bei uns sogleich bei Blue Rose unter Vertrag. Nach dem ersten Ausrufezeichen This Is Indian Land von 2011, einer kolossalen Hommage an große Vorbilder aus Oklahoma von Leon Russell über J.J. Cale bis Bob Childers und Tom Skinner, bedeutete das Zweitwerk Adventus (2012) eine radikale Abkehr von Red Dirt, Texas Rock und Americana. Das war nun eher brettharter elektrischer Rock’n Roll, etwa eine Art Southern Hard Rock – technisch brillant gespielt, aber vielleicht für Ragweed-Anhänger etwas zu seelenlos?! Dieses Konzept gelangte trotz Innovation, Experimentierfreude und musikalischer Herausforderungen alsbald an seine Grenzen. Canada fühlte sich fremd in seiner eigenen Band und korrigierte deren Kurs mit HippieLovePunk (2015) in Richtung einer wärmeren, wurzelbetonteren, zum Teil gar psychedelisierten „Garagen“-Atmosphäre. Zusätzlich erschien 2013 die Cody Canada-Solo/Live-Doppel-CD Some Old, Some New, Maybe A Cover Or Two und 2015 gleich die nächste Live-Doppel-CD Chip & Ray – Together Again For The First Time mit seinem früheren Mentor Mike McClure, dem sogenannten Paten der Red Dirt Scene. In 2016 gab es noch das spezielle Country-Werk In Retrospect mit Canadas langjährigem Buddy und ewigem Begleiter am Bass in der Frontman-Rolle als Jeremy Plato & The Departed.


2018 erleben wir nach längerer Selbstfindungsphase Cody Canadas Rückkehr zum Geist von Cross Canadian Ragweed mit neuem Material und einer Trioformation, in der er selber alle möglichen Gitarren (vorneweg Electric Lead) spielt, dazu etwas Klavier, Orgel und Mundharmonika; und natürlich mit seiner kratzigen, unverwechselbaren Raspelstimme singt. Am Bass steht unverrückbar Jeremy Plato und auch der Stuhl hinterm Schlagzeug wurde mit einem alten Vertrauten aus der Okie-Szene besetzt: Eric Hansen kennt man seit zwei Jahrzehnten als Begleiter von Jimmy LaFave, Bob Childers, Greg Jacobs, Stoney LaRue und besonders als Drummer in der Mike McClure Band! Apropos McClure… Erstmalig in der Bandhistorie von The Departed greift Cody Canada für 3 auf seinen Mitstreiter praktisch aller CCR-Alben zurück und das gleich dreifach: als Produzent, Co-Songschreiber etlicher Stücke und Teilzeithelfer an zusätzlichen Gitarren und Backing Vocals. Für den Mix ist mit Joe Hardy ein weiterer dauerhafter Weggenosse verantwortlich. Und genau diese loyale Verbundenheit und Pflege von tiefer Freundschaft scheint sich wohltuend über das Gesamtwerk 3 zu legen!


Cody Canada & The Departed landen gleich mit dem Opener ‚Lost Rabbit‘, einem simplen, dabei ungemein effektiven Minimal-Rock’n Roller, einen schweren Wirkungstreffer. Mit ihrer ersten gemeinsamen Komposition seit vielen Jahren ist Canada und Mike McClure eine enorm temperamentvolle, zwingende Red Dirt/Country Rock-Hymne gelungen: ‚Lipstick‘ besticht mit einem auffälligen Harmonica-Break, gleich zwei süffigen Electric Lead-Soli, schönen Harmony Vocals und gnadenloser Ohrwurmqualität. Inhaltlich geht es um Liebe und Betrug aus der Sicht einer Prostituierten. Haben wir hier gar ein neues ‚Fightin‘ For‘?! Die anstehenden Touren werden es beweisen! ‚A Blackbird‘ bietet, angetrieben vom Banjo des Special Guest und Ex-Bad Livers-Frontmannes Danny Barnes, schnellen Talking Folk. ‚Daughter Of The Devil‘ von den Red Dirt-Protagonisten Mike McClure & Tom Skinner kommt als konsequent abrockender Okie Shuffle im Stil von This Is Indian Land. Mit ‚One Of These Days‘ folgt eine weitere kultige Skinner-Nummer, hier im stark reduzierten Akustikgewand mit mehreren Gitarren, Bass und etwas Percussion. Hier übernimmt Jeremy Plato den Leadgesang und beweist wie schon auf seinem erwähnten Departed/Country-Projekt auch in dieser Rolle souveräne Klasse. Aber auch Canada kann 100% Country! Das tolle Merle Haggard-Cover ‚Footlights‘ singt er im Duett mit seinem Kumpel Robert Earl Keen, während die Pedal Steel von Cody Angel (Jason Boland & The Stragglers) herzzerreißend weint. ‚Paranoid‘ ist ein deftiger, kompromissloser „no show“ 3:30-Rocker mit dem 12-jährigen Sohn Dierks Canada an der elektrischen Rhythm Guitar.

Der zweite Teil startet mit ‚Satellites And Meteors‘, einem waschechten Country Rocker mit ausgeprägten Lead Guitar-Passagen und Jamie Lin Wilson (The Trishas) mit Harmony Vocals. ‚Unglued‘ ähnelt mit seinen semiakustisch/elektrischen Arrangements inkl. Harmonica und Banjo dem extrovertierten Roots Rock von Steve Earle’s ‚Johnny Come Lately‘. In der Powerballade ‚Sam Hain‘ verurteilt Canada unverhohlen die amerikanische Eliteklasse im gehobenen Midtempo-Modus mit gleich mehreren überlagerten, heftig zupackenden elektrischen Gitarren und einem unwiderstehlichen Refrain. Der ‚Song About Nothin‘ wendet sich mit seinem red dirt-style Country Rock an alle Freunde von Reckless Kelly und ‚Better‘ ist entspannter „Okie“ Folk. Und dann werden The Departed richtig funky mit dem Remake des antirassistischen Southern Talking Boogie Rock-Klassikers: ‚Betty Was Black (And Willie Was White)‘ von den legendären Bis-Quits um die East Nashville-Heroes Tommy Womack und Will Kimbrough! Am Ende steht der in ein akustisches Roadmovie verpackte Love Song ‚1800 Miles‘, 5-minütiger electric slow Folk mit Harmonica und melancholisch-morbider Stimmung à la Bruce Springsteen. Die paar Sekunden „Hidden Track“ danach mit Robert Earl Keen sind nur eine humorige Randnotiz.

Freundlich bedankt sich Cody Canada in den „Thank Yous“ bei allen, die von Beginn an dabei waren. Das sind bekanntermaßen nicht gerade wenige Fans – die Treuesten der Treuen und all die in den vergangenen zwei Dekaden hinzugestoßenen! 3 wird seine gesamte Community begeistern und sollte auch unter Americana-Fans abseits vom Texas/Oklahoma-Red Dirt-Territorium für reichlich weiteren Zulauf sorgen!

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