"Black Snake Moan" ist ein Film der Erlösung. Und auf eine verdrehte Art der schönste Liebesfilm dieses Sommers. Atmosphärisches Bad-Girl-Szenario mit viel Blues, Leidenschaft und einem wunderschönen Happy End (Cinema)
Ist Blue Rose jetzt auch noch unter die Soundtrack-Verwerterer gegangen, werden sich manche von euch fragen. Wir nicht, aber unser US-Partner New West Records. Und dadurch kommen wir auch in den Genuss eines nicht ganz üblichen Motion Picture Soundtracks. Denn
mit Soundtrack-Alben ist es ja so eine Sache... Oftmals bieten sie eine lose Aneinanderreihung von völlig verschiedenen Stilrichtungen unter Berücksichtigung möglichst vieler kommerziell verwertbarer Acts des Musikgeschäfts ohne allzu dichte Nähe zum eigentlichen Thema des jeweiligen Films und sind deswegen nur schwer als Gesamtkunstwerk zu genießen. Im besten Fall trifft ein sorgfältig zusammengestellter Soundtrack den Kern eines Films, bestimmt seine Atmosphäre durch markante, szenetypische Klänge gleich mit und kann mit einer interessanten Balance von brandneuen, extra eingespielten Aufnahmen und klassischem Material aus der unerschöpflichen Musikschatzkiste aufwarten. Unbedingt erforderlich ist zudem eine gelungene Kopplung, damit solch ein Album auch dann wirkt, wenn man den dazugehörigen Film (noch) gar nicht kennt.
All diese Konditionen treffen auf Black Snake Moan in erheblichem Maße zu! 'Black Snake Moan', ein Stück des berühmten texanischen Bluesers Blind Lemon Jefferson, ist eine der bekanntesten historischen Genrenummern schlechthin, hat inzwischen etwa 80 Jahre auf dem Buckel. Es befindet sich auf diesem Soundtrack an zentraler Position in der Mitte des Albums und steht für die rohe, urwüchsige, primitive Spielart des Blues, um den es hier geht. Denn Black Snake Moan ist auch ein Musikfilm - mit durchaus spannender Rahmenhandlung. Regisseur Craig Brewer hat wieder zugeschlagen, sein nächstes originelles Kultwerk nach Hustle & Flow (mit der Rap & Hip-Hop-Szene in Memphis als Fixpunkt) fertig gestellt und mit hochkarätigen Hollywood-Stars wie Samuel L. Jackson (Pulp Fiction, Jackie Brown, Kill Bill 1+2, Coach Carter, die jüngsten Star Wars Comebacks, das Shaft Remake) und Christina Ricci (Fear And Loathing In Las Vegas, The Opposite Of Sex, Sleepy Hollow, Woody Allen's Anything Else, Monster) sowie dem Popstar und Mädchenschwarm Justin Timberlake besetzt. Black Snake Moan spielt zum Teil ebenfalls in Memphis und beschreibt eine deftig-düstere Geschichte über Liebe, Betrug, Sex, Gewalt und Erlösung. Jackson brilliert dabei in der Hauptrolle des von seiner Frau verlassenen Bluesgitarristen Lazarus auf dem steten Weg nach ganz unten, der aber neue Lebenskraft schöpft, als er auf die von Ricci verkörperte, sexbesessene, drogenabhängige und ihr Leben lang missbrauchte Rae trifft und beschließt, sie (und damit sich selbst) mit wahrlich nicht gerade zimperlichen Methoden aus dem Sumpf zu ziehen.
Man braucht die prägnanten Bilder aus Memphis zwischen hässlicher US-Moderne und heruntergekommener Südstaaten-Romantik einerseits und dem derben Charme des Hill Country im Norden Mississippis, dem Armenhaus der USA, als visuellem Gegenpol gar nicht gesehen zu haben, um sich die Musik dazu vorstellen zu können! Einfacher Country Blues, dreckiger Juke Joint/Rock'n Roll, funky Southern Soul, spiritueller Delta Blues, schwüler Swamp'n Roots Rock - das sind genau die richtigen Zutaten, um solch einen Film mit der nötigen Audiokulisse auszustatten: 'When The Lights Go Out' von den Black Keys ist der harsche Erkennungssong zum Filmtrailer, dazu gibt es elementares Material von Jessie Mae Hemphill, Bobby Rush, Precious Bryant, dem ehemaligen L.A. Punk Rocker John Doe (X), der Psychedelic/Garage Rock-Truppe Outrageous Cherry aus Chicago, da hören wir noch ein Mal den Hill Country-Gassenhauer 'Old Black Mattie' in der Version von R.L.Burnside und am Ende die derzeit erfolgreichste junge Roots/Blues/Jam Rock/Crossover Band, die North Mississippi Allstars mit den Söhnen des legendären Jim Dickinson. Diese Stücke sind eingebettet in einen vom bekannten Memphis-Rocker Scott Bomar errichteten musikalischen Rahmen der Extraklasse. Zusammen mit eindeutigen Genrecracks wie Luther, Cody & Jim Dickinson, Kenny Brown, Otha Andre Turner, Cedric Burnside, Harmonica-Ass Charlie Musselwhite, Jason Freeman inszeniert der Gitarrist/Bassist/Produzent, der sich mit den lokalen Bands Impala, Bo-Key's und Tearjerkers einen Namen gemacht und u.a. mit den Oblivians gespielt hatte, dazu bereits etliche andere Budget-Filme vertonte, diese ganz spezielle Aura, die einen guten Soundtrack zu einem besonderen, nachdrücklichen Ereignis werden lässt! Die absolute Sensation allerdings ist Samuel L. Jackson selber, der sich massiv in die Rolle des Musikers Lazarus (Parallelen zum Leben von R.L.Burnside sind übrigens durchaus beabsichtigt) reinschafft, der zum ersten Mal in seiner langen Karriere höchstpersönlich als Sänger und Gitarrist auftritt. Seine überragenden - weil authentisch und leidenschaftlich wirkenden - Beiträge sind denn auch hier das Salz in der Suppe: Inbrünstig verleiht er den Burnside-Tracks 'Alice Mae' und 'Just Like A Bird Without A Feather' neue Aktualität, scheint sich am unglaublich heißen 'Stackolee', quasi der Inbegriff für "down and dirty", fast zu verbrennen und singt natürlich auch den alles auf den (Blues-) Punkt bringenden Titelsong 'Black Snake Moan'. Very down and very dirty, indeed!
Wir haben den Trailer zu Black Snake Moan als Flash-Video, in dem Samuel L. Jackson im Song "Stack-O-Lee" seine Sangeskünste unter Beweis stellt:
Side One
1. SCOTT BOMAR - Opening Theme (0:38)
2. SON HOUSE - Ain't But One Kind Of Blues (0:12)
3. SAMUEL L. JACKSON - Just Like A Bird Without A Feather (2:23)
4. THE BLACK KEYS - When The Lights Go Ouit (3:13)
5. JESSIE MAE HEMPHILL - Standing In My Doorway Crying (4:40)
6. BOBBY RUSH - Chicken Heads (2:33)
7. SAMUEL L. JACKSON - Black Snake Moan (4:05)
8. PRECIOUS BRYANT - Morning Train (3:01)
Side Two
1. JOHN DOE - The Losing Kind (2:33)
2. OUTRAGEOUS CHERRY - Lord Have Mercy On Me (3:05)
3. SCOTT BOMAR - Ronnie And Rae's Theme (1:08)
4. SCOTT BOMAR - The Chain (2:51)
5. SAMUEL L. JACKSON - Alice Mae (3:48)
6. SAMUEL L. JACKSON - Stackolee (3:31)
7. R.L. BURNSIDE - Old Black Mattie (4:11)
8. SON HOUSE - That's Where The Blues Started (0:22)