„Obwohl ich bereits vierzig Jahre lang auf Solotourneen rund um die Welt unterwegs war, habe ich bisher nie ein Album mit nur mir und meiner akustischen Gitarre veröffentlicht. Ich machte mir oft Gedanken darüber, denn viele Fans kamen nach diesen eher intimen, ruhigen Shows zum Merchandise-Tisch und fragten, welche dieser Alben so klingen wie das, das ich gerade gespielt hatte. Ich verwies auf ältere Veröffentlichungen wie „Fluorescent“ oder die „Live in Bremen“-Collection, die ich 2003 mit Jason Victor gemacht hatte, aber keine dieser dokumentierten Aufnahmen der Vergangenheit kamen dem nahe, das sie gerade gehört und gesehen hatten.
In den letzten paar Jahren habe ich ziemlich viel von Bill Callahan angehört. Er ist ein toller Songwriter, schreibt wagemutige Texte und seine Stimme ist markant und schön. Aber mir gefielen auch die Produktionen seiner Platten. Sie alle klingen fantastisch. Ich las die Anmerkungen und sah, dass sie fast alle von Brian Beattie in Austin, Texas aufgenommen worden waren. Ich wusste, dass das der Sound war, den ich auf meinem ersten Solo-Acoustic-Album haben wollte.
Wie es der Zufall wollte, hatten The Dream Syndicate am 1. November 2019 eine Show in Austin und ich hatte für einige Tage keine Verpflichtungen. Ich nahm Kontakt mit Brian auf. Er hatte an diesen Tagen Zeit, also machte ich Pläne, eine Auswahl an Songs meines Backkataloges zu treffen, von denen ich dachte, dass sie für dieses Vorhaben und diesen Sound passen würden. Schon immer liebe ich diese unvorhersehbare Art zu arbeiten, und in der Vergangenheit hatte ich versucht, Alben zu machen, für die ich Material wählte oder schrieb, die sich den jeweiligen Situationen anpasste, wie zum Beispiel mit Chris Eckman im pastoralen Ljubljana („Crossing Dragon Bridge“) oder die ungehobelte Wildheit der Band Come in ihrer düsteren Heimatstadt Boston („Melting In ther Dark“).
Dieses Album war eine ähnliche Herangehensweise. Wie viele Songschreiber bin ich versucht, meine Texte und Stimmen sicher zu verpacken, indem ich zusätzliche Ebenen einbaue, damit ich mich etwas weniger verletzlich fühle. Nicht diesmal. Ich suchte einige der textlich stärksten und emotionalsten Stücke aus meinem Katalog und wusste, dass die Stimme der Punkt war, auf den ich mich bei den Aufnahmen fokusieren wollte. Und genau das geschah dann auch. Brians Ansatz war, mich in einen Raum zu stellen, um mich herum alte Mikros, Gitarren und Prozessoren und meinen Beitrag in der ehrlichsten Art und Weise einzufangen.
Ich fragte meinen alten Freund Randy Franklin, die Aufnahmen zu überwachen und mit zu produzieren. Randy ist ein super Musiker und auch der Besitzer der Yard Dog Gallery, wo ich oft meine Malereien zeige. Du sieht eine davon direkt hier als Albumcover. Er kennt meine musikalische Geschichte und ich dachte mir, dass er gute Ideen für die Songs hatte, die ich spielen wollte, wie ich sie am besten spielen und welche Stolperfallen ich vermeiden sollte. Am Wichtigsten war für mich, dass ich es mir mit Randy und Brian im Kontrollraum erlauben konnte, mich einfach hinzusetzen, zu spielen und mir nicht allzu viele weitere Gedanken machen musste.
Ich nahm 26 Songs in einer einzigen 8-Stunden-Session auf und fühlte mich frei und völlig losgelöst. Es fühlte sich großartig an. Den nächsten Tag verbrachten wir mit Mixen und der Auswahl unserer Favoriten. Und das war es auch schon. Wir fingen eine Zeit und einen Punkt und ein „First-Meeting“ in einer Weise ein, die euch hoffentlich fühlen lässt, als wärt ihr zusammen mit uns dabei gewesen. Ich freue mich darauf, diesen Moment mit auf meine Solo-Tourneen zu nehmen, die in den nächsten Jahren kommen werden. Wenn also das nächste Mal jemand fragt, was so klingt wie das, das gerade auf der Bühne zu hören war, kann ich „Solo Acoustic, Vol. 1“ in die Hand nehmen und sagen: „Bitte schön mein Freund. Welcome to Austin, Texas.““
– Steve Wynn, März 2020